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Schallplatten reinigen - die vier größten Fehler

Küchentücher sollten zur Reinigung von Schallplatten nicht verwendet werden
Staub auf der Schallplatte - Grund: Verwendung von Küchentüchern

Zugegeben, die Verlockung ist groß. Eine Cheap Thrill Methode, die nur wenige Euro kostet und eine eigene, mehrere Hundert Euros teurere Plattenwaschmaschine erspart - das wärs!


Die Zutaten dafür: Alkohol, Wasser, Spülmittel und ein Küchentuch, mehr muss nicht sein. Denkt der Laie. Bei einem erfahrener Vinyl-Fan stellen sich dagegen an dieser Stelle bereits die Nackenhaare auf.


Warum, das möchten wir hier kurz erläutern.

Die vier wichtigsten Fehler beim Reinigen von Schallplatten

Reiner Alkohol auf der Schallplatte hinterlässt Spuren
Reste von reinem Alkohol auf der Schallplatte in der Auslaufrille: links Ethanol - rechts Isopropanol

Alkohol

An sich erst mal richtig, doch welchen Alkohol nehmen wir und wieviel? Von uns ist keiner ein Chemiker (gerne kann ein dies lesender Fachmann einen Kommentar hinterlassen), weshalb wir hier an dieser Stelle nur von Erfahrungswerte sprechen können. Landläufig spricht man von Begriffen wie Isopropanol, Ethanol, Spiritus, Weingeist etc., letztendlich unterscheidet der Chemiker von unterschiedlichen Stoffklassen und Verarbeitungsmethoden wie die Vergällung.
Empfehlenswert ist definitiv Isopropanol oder auch 2-Propanol genannt.
Bitte nicht verwenden: Butanol, Spiritus bzw. Weingeist (vergällt).

Im Bild oben sind rechts Flecken von reinem Isopropanol auf der Schallplatten-Oberfläche und links, solche von Ethanol (70%). Daran kann man erkennen, dass eine unreinere Alkohol-Qualität auch mehr Rückstände mit sich bringt. Allerdings wird auch klar, dass die noch verbleibenden Flecken beim Isopropanol auch daher rühren, dass sich Restpartikel auf der LP mit dem Isopropanol verbinden und nun diese optisch sichtbaren Reste ergeben.

In der Mischung sollte es bei 20-30% Alkohol-Anteil bleiben, bitte nicht darüber hinaus gehen. Restlicher Anteil bleibt Wasser. Und dazu kommen wir nun.

 

 

Wasser


Wer schon mal in der Apotheke nach Wasser zum Reinigen von Schallplatten gefragt hat, wird wohl eher ein Schulterzucken geerntet haben. In Unkenntnis und in der Hoffnung, das genüge schon, nimmt man dann die eher günstige Variante und die heißt dann de- bzw. entmineralisiertes Wasser (oder auch Batteriewasser). Dafür wird sogar die Bezeichnung destilliertes Wasser verwendet, obwohl dies nur halb stimmt. Es handelt sich dabei lediglich um normales Leitungswasser, dem durch Ionenaustauscher Salze, Ionen und Mineralien entzogen wurden. Wer möchte, kann gerne mal ein solches Wasser auf einer Schallplatte verdunsten lassen und sich die dann zu sehenden Reste ansehen, das erklärt alles. Genau diese möchten wir nicht auf der LP haben!

Also bitte nur doppelt destilliertes Wasser verwenden (elektrische Leitfähigkeit möglichst ≤ 1,1 μS/cm) und KEIN demineralisiertes Wasser (für Batterien oder Bügeleisen). Letzteres kostet weniger als 1 EUR pro Liter, erstes dagegen das 10-20-fache!

Spülmittel in der Reinigungsflüssigkeit hinterlässt Spuren auf der Schallplatte
Spülmittel pur auf der Schallplatte

Spülmittel oder Netzmittel

Spülmittel zur Entspannung der Wasseroberfläche gibts in jedem Haushalt. Toll! Weniger toll ist, was in diesen Spülmitteln alles drin ist. Wer das mal sehen möchte, kann dies an diesem Foto erkennen. Hier konnte Spülmittel auf der LP trocknen - möchtest du die Nadel über so einen Flecken laufen lassen?
Ok, natürlich verwendet man es nur in geringer Konzentration und eben nur gelöst im Wasser, aber dennoch sollte an dieser Stelle klar sein, dass auch geringe Mengen an Duftstoffen, chemischen sowie anderen Bestandteilen nichts auf der Vinyl-Schallplatte zu suchen haben.
Notwendig ist für die Herabsetzung der Oberflächenspannung der Reinigungsflüssigkeit ausschließlich Netzmittel, das man (noch) in Foto-Fachgeschäften erhält (z.B. Agepon oder Mirasol).

Fussel von einem Küchentuch haben auf einer Schallplatte nichts zu suchen
Fussel von einem Küchentuch, hier schön zu sehen.

Küchentuch

So, das beste haben wir uns zum Schluss aufgehoben: die Küchentücher! In der im Netz kursierenden Variante
Cheap Thrill verwendet man zum Trocknen die in jedem Haushalt verwendeten Küchentücher wie Zewa etc., supergünstig und immer vorhanden.
Um klar zu machen, was man damit anstellt, sollte die Herstellung von Küchentüchern kurz umrissen werden: sie bestehen in erster Linie aus Zellstoff, meist aus Nadelhölzern, gewonnen. Dass dabei auch Recycling betrieben wird, also alte Papiertücher neu verarbeitet werden, ist nichts ungewöhnliches. Dabei werden die Fasermaterial von Fremdkörper befreit und in einem Brei zermahlen. Die dann entstandene, wieder homogene Mischung, ist ein saugfähiges Tuch, das aber trotzdem lediglich um Millionen Kleinstteile besteht. Um das zu verstehen, muss man nur noch ein solches Zewa gegen das Licht halten, verknüllen und sehen, wie viele kleine Teile da herausstauben. Das nachfolgende Bild soll einen Eindruck davon vermitteln.

Es muss also nicht weiter erklärt werden, dass ein solches Tuch nichts an einer Schallplatte zu tun hat, auch nicht, um Flecken auf dem Vinyl zu entfernen.


Fazit - eine gute Reinigung geht nicht billig!

Wie immer (oder zumeist) im wahren Leben, ist billig halt nicht gut. Um das sensible Gebilde einer analogen Abtastung der Schallplatte nicht durch Fremdkörper zu stören, ist eine sorgfältige Plattenwäsche durch eine Maschine zwingend nötig. Hier zu sparen, macht keinen Sinn. Zumindest dann, wenn man einen optimalen Hörgenuss erwartet, möglichst wenige Störgeräusche und eine lange Lebensdauer des LP mit gleichbleibend hoher Qualität erreichen will. Darum gibt es den LP-Wäsche Shop Vinylclean!